Serresches Studentenalbum
Das Serresche Studentenalbum ist ein Stammbuch (Freundschaftsalbum) aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Es befindet sich im Stadtarchiv von Halle (Saale) und ist dort Teil einer Sammlung von studentischen Stammbüchern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für Werner Piechocki, den ehemaligen Direktor des Staatsarchivs Halle, ist das Serresche Studentenalbum „zweifellos das kostbarste Exemplar der Sammlung“. Das Album enthalte „eine große Anzahl schöner Gouachen“ in der Größe 17,5 mal 13 cm, die in „derbnaiver Manier“, „in seltener Anschaulichkeit und Realistik das Alltagsleben der Studenten an der Universität Halle“ darstellen.[1] Das Stammbuch stammt von Paul Serres (auch Paulus Serrés) und ist um 1748 in Halle entstanden. Es wurde 1943 für 3.900 Reichsmark vom Stadtarchiv erworben. Das Stammbuch umfasst 257 Eintragungen und 26 Bildbeigaben. Der ursprüngliche Besitzer Serres studierte an der Friedrichs-Universität, im Sommersemester 1749 an der Universität Jena[2] und der Universität Leipzig. Es ist wahrscheinlich, dass er identisch mit dem cand. iur. Paul Serres (1727–1774) aus einer Hugenottenfamilie ist, der am 21. Mai 1750 zum Richter (Juge) der Hugenotten-Kolonien im preußischen Herzogtum Kleve ernannt wurde und bis zu seinem Tod 1774 amtierte.[3] Er residierte in Rees, wo er im Hauptamt preußischer Zollinspektor der königlichen Rheinzölle war.[4]
Das Stadtarchiv Halle besitzt eine Sammlung von 80 Stammbüchern.
1983 wurde eine Auswahl von Bildern aus dem Album von der Halle-Information publiziert. Die Mappe enthält die Abbildungen:
- Studentenleben in Halle (Blatt unterteilt in 12 Teilabbildungen)
- Studenten-Meubeln
- Prorektorwahl
- Studentenumzug auf dem Großen Berlin (einem Platz der Altstadt von Halle)
- Ausflug zu Pferde
- Schlittenfahrt auf dem Marktplatz
- Maskenball in der Faschingszeit
- Festzug der Halloren auf dem Markt
- Fischerstechen auf der Saale
2009 wurde das Stammbuch im Rahmen des Händel-Jahres in Halle ausgestellt.[5] 2011 war es Teil einer Ausstellung zum Studentenleben im 18. Jahrhundert.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Halle-Information / Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Hg): Bildmappe mit einer Auswahl von neun Bildern aus dem Album. Text Werner Piechocki, Gestaltung Helene Beine, Druckgenehmigung: P421/83, ohne Jahr (1983), Mappe ohne Titel.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ alle Zitate aus dem Begleittext von Werner Piechocki zur Bildmappe, siehe Literatur. Zu den einzelnen Darstellungen existieren weitere Erläuterungen, die hier nicht angeführt sind.
- ↑ Die Matrikel der Universität Jena. Band 3: 1723–1764, S. 540 Nr. 21 (Digitalisat)
- ↑ Zu ihm siehe Geschichtsblätter des Deutschen Hugenotten-Vereins Zehnt V, Heft 2,3,4: Wesel, Magdeburg 1895, S. 58 sowie Henri Tollin: Geschichte der Französischen Colonie von Magdeburg. Band III, Abteilung 1 C, Magdeburg 1894, S. 1222
- ↑ Klaus Wisotzky, Ingrid Wölk: Fremd(e) im Revier!?: Zuwanderung und Fremdsein im Ruhrgebiet: ein Projekt der Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010. ISBN 9783837503500, S. 127
- ↑ Musik an der Universität – Ausstellung zum Händel-Festjahr. In: Presse-Information Nummer 093/2009. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 20. April 2009, abgerufen am 27. November 2014.
- ↑ Gaudeamus igitur – Studentenleben im 18. Jahrhundert. In: Presse-Information Nummer095/2011. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 8. April 2011, abgerufen am 27. November 2014.