Siegfried Wehrhoff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Siegfried Wehrhoff, DDR Flucht Vorbereitung, Trabant mit ausgebauten Sitzen, 08.06.1989

Siegfried Wehrhoff (geboren am 25. April 1964 in Hagenow) ist ein deutscher Kfz-Schlosser. Er wurde durch seine Flucht aus der DDR bekannt.[1][2][3][4]

Wehrhoff flüchtete im Juni 1989 aus der DDR. Mit einem Trabant, aus dem der Beifahrer- und Rücksitz ausgebaut waren, war eine zerlegte Leiter zwei Wochen vor der Flucht ins Grenzgebiet gebracht und im Fluss Krainke an der Mündung in den Zeetzer See (nahe Amt Neuhaus) versenkt worden. Vom Fluss aus, Anfang des Sperrgebiets, bis zum Grenzzaun an der Elbe mussten Wehrhoff und sein Freund Maik Koch circa drei Kilometer zu Fuß gehen. Der erste Versuch, mit der Leiter am 7. Juni 1989 die Mauer zu überwinden, scheiterte, weil der Grenzzaun mit 2,70 m höher war als vermutet. Die Leiter wurde am Folgetag verlängert. Sie fuhren ein zweites Mal nachts mit Fahrrädern ans Grenzgebiet und gingen zu Fuß weiter. Auf den 500 Metern bis zum Ufer der Elbe überwanden sie mehrfach circa 50 cm hohen, im Abstand von circa 5 Meter stehenden Alarmdraht, den sie einmal berührten. Wehrhoff und Koch überwanden am 8. Juni 1989 gegen ein Uhr morgens den elektrifizierten 2,70 Meter hohen Grenzzaun zur BRD mit einer selbstgebauten 2,90 Meter hohen selbststehenden Fluchtleiter. Am Ufer zogen sie sich bis auf die Badehosen aus,[5] packten die in Milchtütenfolie eingeschweißten Papiere in ihre Badehosen und schwammen los. Siegfried Wehrhoff schwamm anschließend bei Privelack in den Westen. Sein Freund Maik schwamm zurück, wurde am frühen Morgen entdeckt und festgenommen. Siegfried Wehrhoff schwamm mit der Strömung langsam auf die andere Seite des Flusses zu, bei Elbkilometer 530 ging er im Westen bei Drethem an Land. In Drethem wurde er nachts von Bewohnern aufgenommen, welche die Polizei informierten und mit Wehrhoff nach Hitzacker fuhren, um auf der Lagekarte die Flucht zu beschreiben.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Siebzig Meter Angst: Spannende Fluchtgeschichten aus der DDR. 1961–1989. Zeitgut Verlag GmbH, 2013, ISBN 978-3-86614-221-3.
  • Weil Honecker irrte: Mit Leiter und Badehose in den Westen.
  • Damals in der DDR – Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte, Episode 6: Republik am Abgrund.[6]
  • Atlas des Aufbruchs, NDR Mecklenburg-Vorpommern 2014.
  • Die letzte Flucht durch die Elbe, in: Hallo Niedersachsen, NDR Niedersachsen 2014.
  • Grenzgänger am Schaalsee, in: Hanseblick, NDR Mecklenburg-Vorpommern 2014.

Zeitschriften Artikel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Mit einer Leiter kletterten wir über den eisernen Vorhang. Neue Post vom 15. Oktober 2014.
  • Interview mit einem Zeitzeugen. Schweriner Volkszeitung - Hagenower Kreisblatt vom 25. September 2014.
  • Mit einer Leiter kletterten wir über den eisernen Vorhang. Neue Post vom 15. Oktober 2014.
  • 2015 „Die vergessene Brücke“[7]
Commons: Siegfried Wehrhoff – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stefan Schmitz: Mit Leiter und Badehose: Wie ein junger Ostdeutscher in den letzten Tagen der DDR in den Westen floh. In: Stern vom 15. August 2021.
  2. Stefan Schmitz: 15 Jahre Mauerfall - nichts wie weg. In: Stern vom 4. November 2004. Ausgabe 46.
  3. Jürgen Kleindienst, Ingrid Hantke: Mauerzeit, Kapitel Weil Honecker irrte: Mit Leiter und Badehose in den Westen. Verlag Zeitgut 2011. ISBN 978-3-86614-192-6.
  4. Siebzig Meter Angst, Verlag Zeitgut, 2013. ISBN 978-3-86614-221-3. S. 141.
  5. KATHRIN REISINGER und ANDREAS KLUG: Mit Leiter und Badehose machte Siggi Wehrhoff im Sommer '89 in den Westen - wenig später fiel die Mauer. Eine Geschichte, die sich manche heute kaum noch vorstellen können. In: B.Z. vom Sonntag, 9. November 2003.
  6. Damals in der DDR – Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte. Vom 18.4.2006. Auf der DVD schildern 78 Zeitzeugen authentisch und lebensnah, wie sie den Alltag und historische Ereignisse im "real existierenden Sozialismus".
  7. Theater Kulturkate: Die vergessene Brücke.