Steilküste
Eine Steilküste ist ein Küstenabschnitt, bei dem vom Meer aus kein allmählicher Übergang zum Festland stattfindet, sondern das Meer direkt auf das steil aufragende Festland trifft. Dabei liegt die Höhe des Festlandes deutlich über dem Meeresspiegel und hat oftmals weder Strände noch flache Uferbereiche. Abbruchküsten, die auch als Kliffküsten bezeichnet werden, sind das Gegenstück zu Steilküsten und sind Flachküsten.[1]
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Steilküsten sind Kliffküsten (auch Abrasionsküsten oder Abtragungsküsten), bei denen eine Erosion durch die Brandung und ggf. den Tidenhub, zu einem steilen Abbruch der Küste führt und damit das Kliff landeinwärts verlegt wird. Dieser Vorgang wird in der Geologie auch als Transgression bezeichnet. Oft bildet sich dabei am Fuß von steil abfallenden Ufern eine Brandungshohlkehle.[1][2]
Andere Entstehungsformen einer Steilküste sind Fjorde, bei denen durch Anstieg des Meeresspiegels durch Gletscher abgeschliffene Täler jetzt teilweise unter Wasser liegen. In Norwegen, Neuseeland oder Alaska gibt es Fjorde, deren nahezu senkrechte Wände mehr als 1000 m über und rund 300 m unter Wasser liegen. Auch an Meerengen kommt es verstärkt zur Bildung von Steilküsten.
Bei Vulkaninseln kann das Meer in die Caldera eindringen und die Wand des Vulkanschlots wird zur Steilküste. Das bekannteste Beispiel ist Santorin in der Inselgruppe der Kykladen, Griechenland. Der Hauptort Thira liegt auf dem Calderarand, der über Wasser rund 300 m hoch ist und sich unter Wasser noch einmal 200 m fortsetzt.
In der Kunst und der Literatur spielen Steilküsten oft eine bedeutende Rolle. Eine Reihe von Landschaftsmalereien greift sie als Motiv auf, wobei die Kreidefelsen auf Rügen, 1818, von Caspar David Friedrich im deutschsprachigen Raum zu den berühmtesten Darstellungen zählt.
Unterscheidungsmerkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Material
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während feste Felsküsten aus Gesteinsformationen bestehen, gibt es auch Steilküsten, die aus sogenanntem Lockermaterial aufgebaut sind. Aus lockerem, bzw. kleinkörnigem Material bestehende Küsten neigen eher zu Abbrüchen oder Rutschungen - sowohl bei Hochwasser als auch bei Durchnässung (z. B. durch Schmelz- oder Grundwasser).[3]
Steilküsten können aus unterschiedlichen Gesteinen und Sedimenten aufgebaut sein, hierzu zählen unter anderem:[4][5]
Nach Abbruchaktivität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf den ersten Blick kann man bewachsene und unbewachsene Steilküsten gegeneinander abgrenzen, wobei unbewachsene Kliffs eher zu Abtragung durch Erosion und Abbrüche neigen und daher auch als „aktive“ Kliffs bezeichnet werden.[6] Ein Beispiel für eine aktive Ostseesteilküste, die durchschnittlich 70 Zentimeter landeinwärts wandert, ist das Brodtener Ufer, bei Lübeck. Da es weitgehend unter Naturschutz steht, kommt es zu Interessenskonflikten mit Anwohnern und Landwirten.[7]
Früher war es üblich, Steilküsten dem Zugriff des Meeres zu entziehen, indem man vorgelagerte Befestigungsanlagen, wie zum Beispiel Wellenbrecher oder Schutzmauern, errichtete. Dabei werden die Küstendynamik sowie der natürliche Materialtransport der Sedimente jedoch beeinträchtigt, was unerwünschte Abtragungen an benachbarten Küstenabschnitten zur Folge haben kann.[7][8]
Einige Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Morsum-Kliff, Nordsee, Sylt
- Rotes Kliff, Nordsee, Sylt
- Brodtener Ufer, Lübecker Bucht, Ostsee[7]
- Dornbusch, Ostseeinsel Hiddensee[4]
- Kreidefelsen auf Rügen, incl. Königsstuhl und Kap Arkona, Ostsee[5]
- Møns Klint, dänische Ostsee, Insel Møn
- Beinisvørð, Färöer-Inseln, Nordatlantik
- Cliffs of Moher, irische Atlantikküste
- Seven Sisters, East Sussex, englischer Ärmelkanal,
- Kreidefelsen von Dover, englischer Ärmelkanal, Atlantik
- Alabasterküste, französischer Ärmelkanal, Atlantik
- Ia, Mittelmeer, griechischen Insel Thira
- Kap der Guten Hoffnung, Atlantik, Tafelberg-Nationalpark, Südafrika
- Kap Hoorn, Magellanstraße, chilenische, Teil von Feuerland
- Anvil Crag, Südlicher Ozean, auf den Südliche Shetlandinseln
- The Gap, Indischer Ozean, Torndirrup Peninsula, Western Australia[9]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jochen Missfeld: Steilküste. Ein See- und Nachtstück , Rowohlt Verlag, 2006, ISBN 978-3-499-24241-0
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Lexikon der Geowissenschaften: Steilküste Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 30. September 2024
- ↑ Lexikon der Geowissenschaften: Brandungshohlkehle Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 30. September 2024
- ↑ Küstenarten geohilfe.de, abgerufen am 30. September 2024
- ↑ a b Steilküsten in Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 30. September 2024
- ↑ a b Die Steilküste der Insel Rügen Nationalpark Jasmund, abgerufen am 30. September 2024
- ↑ Rolf Reinicke: Faszination Ostsee. Hinstorff Verlag, Rostock 1911, ISBN 3-356-00429-8, S. 16 ff.
- ↑ a b c Umweltschutz vs. Küstenschutz an der Ostsee. Wenn die Steilküste abrutscht Deutschlandfunk, abgerufen am 30. September 2024
- ↑ Rolf Reinicke: Faszination Ostsee. Hinstorff Verlag, Rostock 1911, ISBN 3-356-00429-8, S. 18–20.
- ↑ The Gap and Natural Bridge Western Australia, abgerufen am 30. September 2024