Stift Griffen
Das ehemalige Prämonstratenser-Chorherrenstift St. Maria in Griffental, kurz Stift Griffen genannt, liegt westlich vom Markt Griffen in Kärnten. Es besteht aus einer im Kern romanischen Stiftskirche, den nordwestlich angrenzenden barocken Stiftsgebäuden und ist von einer hohen, gotischen Wehrmauer umgeben. Die Errichtung des Klosters in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts beeinflusste wesentlich die Entwicklung der Region bzw. des Marktes Griffen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1236 beschloss Bischof Eckbert von Bamberg bei der bereits bestehenden alten Pfarrkirche in Oberndorf ein Stift zu gründen, dessen Chorherren aus dem Stift Vessra in Thüringen beordert wurden. Dieses Kloster war das einzige Prämonstratenserkloster in Kärnten und es blieb die einzige Niederlassung der Prämonstratenser in Innerösterreich. Die Mitglieder des Prämonstratenserordens werden auch Norbertiner (nach ihrem Gründer Norbert von Xanten) genannt, sie sind mehrheitlich Priester mit einer auffälligen weißen Tracht und konzentrieren sich vor allem auf die Seelsorge und das gemeinsame Gebet. In der Gründungszeit waren sie außerdem für ihre strenge Disziplin bekannt (Stillschweigen, Handarbeit und strenges Fasten (Verzichtet auf den Verzehr von Fleisch)). 1237 wurden die Besitzungen des neuen Stiftes, die aus „26 Huben, drei Weingärten bei Wolfsberg samt zwei Gärten, einem Wald beim Kloster und einer Schwaige an der Saualpe“[1] bestanden, von Papst Gregor IX. bestätigt. 1272 wurden das Kloster und die neue Stiftskirche Maria in Haslach (Maria Himmelfahrt) fertiggestellt und durch den Bischof Herbert von Lavant geweiht.
Am Anfang des 16. Jahrhunderts errichteten Kirchhof und Stift eine gemeinsame Befestigung mit Schießscharten[2] und einem Wehrgang (Reste davon sind bis heute erhalten), um das Stift und die dazugehörenden Gebäude vor etwaigen Türkeneinfällen zu schützen (in den Jahren 1473 bis 1483 wurde Kärnten fünfmal von den Türken überfallen, die auch nicht vor Kirchen zurückschreckten, welche von der Bevölkerung oft als Zufluchtsstätten benützt wurden). 1648 vernichtete ein Brand unter anderem das Wirtshaus, den Pferdestall und Teile des eigentlichen Klosters. 1750 löste das Feuer eines Ofens einen Kaminbrand aus, der das Dach entflammte und durch den das Stift mitsamt wichtigen Wertpapieren und Dokumenten niederbrannte.
1786 wurde das Stift vor allem aus wirtschaftlichen Gründen (der Brand einige Jahre zuvor führte zu einer erneuten Verschuldung) durch Joseph II. aufgehoben und die Stiftskirche wurde Pfarrkirche.
Heute ist im 1. Geschoß des Stiftes eine Ausstellung über Leben und Werk von Peter Handke untergebracht.
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stiftsgebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reich ausgestattetes Kreuzgangportal mit Darstellung des hl. Norbert, Gründers des Prämonstratenserordens. Die Kilian Pittner[3] zugeschriebene Stuckdecke im ehemaligen Refektorium aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigt u. a. symbolische Darstellungen der Ordensregeln.
-
Kreuzgangportal
-
Statue des hl. Norbert über dem Kreuzgangportal
-
Kreuzgang. Romanische Darstellung der Heiligen Drei Könige
Stiftskirche Maria Himmelfahrt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die spätromanische dreischiffige Pfeilerbasilika lag ursprünglich außerhalb der ehemaligen wehrhaften Kirchhofmauer, schnitt jedoch mit ihrer Fassade in den nordöstlichen Teil der Kirchhofmauer ein. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1272. Nach dem Brand von 1648 kam es zu entscheidenden Veränderungen, der Innenraum blieb aber romanisch. Im barocken Hochaltar steht eine spätgotische Steinmadonna, zu beiden Seiten die Heiligen Augustinus und Norbert. Am Korb der barocken Kanzel befinden sich Statuetten der Kirchenväter; der Schalldeckel zeigt reichen Figurenschmuck. Zudem existieren Deckenmalereien und zahlreichen Grab- und Wappensteine an den Wänden und Pfeilern (z. B. Herr von Weissenegg, † 1498; Friedrich Ritter von Völkermarkt, † 1358; Propst Heinrich II. Quirill, † 1537). Vom rechten Seitenschiff öffnet sich eine Seitenkapelle mit lichtdurchfluteter Kuppel über einem barocken Marienaltar.
-
Stiftskirche, Grundriss
-
Die barocke Kanzel
-
Rechtes Seitenschiff mit Altar
-
Blick in die Seitenkapelle mit barockem Marienaltar
Alte Pfarrkirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Alte Pfarrkirche bildet heute das Zentrum des Friedhofs und liegt in der Mitte des ehemaligen Kirchhofs. Erstmals ist die Kirche 1235 als Sitz einer Propstei genannt. Sie ist ein romanischer Bau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der in der Gotik und im Barock erweitert und verändert wurde. In den 1960ern wurden an den Altarraumwänden Wandmalereien aus der Gründungszeit freigelegt, auf denen Heinrich II. und dessen Gemahlin Kunigunde dargestellt sind.
-
Alte Pfarrkirche, romanisches Portal
-
Alte Pfarrkirche, gotische Wandmalerei: Schutzmantelmadonna
-
Alte Pfarrkirche, spätgotische Reliefs: Kreuzigung und Beweinung Christi
-
Alte Pfarrkirche, Inneres
Laubenbau („Mönchshäusl“)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bau liegt nordwestlich des Stiftes und wurde 1689 durch Propst Rupert als Garten- und Lusthaus errichtet, das ihm auch als Rückzugsort diente.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alois Poltnigg (1871–1914), Stadtbaumeister in Villach und Politiker, hier geboren
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Deuer: Jauntaler Kulturwanderungen. Ein kunstgeschichtlicher Begleiter durch den Bezirk Völkermarkt. Klagenfurt 2001
- Ulrich Faust: Die Klosterlandschaft Kärntens. In: Johannes Grabmayer (Red.): Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift – Beiträge. Klagenfurt 1991, S. 35–41
- Engelbert Kirchheim: „Wie die Unglaubigen das Land vast verderbt“ In: Johannes Grabmayer (Red.): Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift – Beiträge. Klagenfurt 1991, S. 117–124
- Günther Körner: Griffen im Spiegel seiner Vergangenheit. Eine kleine Geschichte von Burg und Markt Griffen bis zum Jahre 1759. Klagenfurt 1969
- Günther Körner: Ein geschichtlicher Rückblick. In: WIESER Christian (Hg): Schlossberg Griffen. Festung der Artenvielfalt. Raubritter, Dämonen & Federgeistchen. Klagenfurt 2005, S. 27–48
- Anton Kreuzer: Die Stifte und Klöster Kärntens. Klagenfurt 1986
- Matthias Lapeller (Hrsg.): Kirchen, Klöster und Kultur. Begegnungsräume in Kärnten. Klagenfurt 2001
- Franz Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Österreich. München/ Zürich 1977
- Gabriele Russwurm-Biró (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten (=Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). 3. erweiterte und verbesserte Auflage. Wien 2001
- Evelyne Webernig (u. a.): Geschichtliches über Griffen (=Ausstellungskatalog des Kärntner Landesarchivs, 15). Klagenfurt 2005
- Adam Wolf: Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich 1782–1790. Ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph’s II. Wien 1871.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ulrich Faust: Die Klosterlandschaft Kärntens. In: GRABMAYER Johannes (Red.): Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift – Beiträge. Klagenfurt 1991, S. 35–41, hier S. 41.
- ↑ Martin Aigner: Baubeschreibungen und Pläne österreichischer Burgen und Burgruinen. Burgenseite.com. Abgerufen am 8. Februar 2024.
- ↑ Refektorium. Website der Marktgemeinde Griffen. Abgerufen am 8. Februar 2024.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stift Griffen - Denkmal des Monats Februar 2000
- Stift Griffen. In: Peter Handke Dauerausstellung Stift Griffen. https://www.griffen.gv.at/Peter_Handke/Stift_Griffen/Stift_Griffen_Geschichte
Koordinaten: 46° 41′ 54,8″ N, 14° 42′ 11,8″ O