Utz Baitinger

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Utz Baitinger

Utz Gernot Baitinger (* 12. Juni 1938 in Stuttgart) ist ein Diplomingenieur und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Halbleitertechnik und Mikroelektronik. Er war der Designer der ersten praktisch eingesetzten integrierten Speicherzelle in Silizium-Technologie und Co-Designer des damit hergestellten digitalen Speicherchips; es wurde für die Haupt- und Mikroprogrammspeicher fast aller Modelle der IBM Rechnerfamilie /370 eingesetzt.[1][2] Er war Hochschullehrer für Informationstechnik und Informatik.

Layout der Speicherzelle [1]

Leben und Wirken

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Nach dem Abitur 1957 in Frankfurt am Main studierte Utz Baitinger Elektrotechnik, Fachrichtung Nachrichtentechnik an der TH Stuttgart, heute Universität Stuttgart. Er schloss sein Studium 1963 als Dipl.-Ing. ab. Vor und nach seinem Studium war er Praktikant bei der Compagnie Française Thomson-Houston (CFTH) in Paris. 1963 wechselte er in das Institut für Halbleitertechnik der Universität Stuttgart, wo er 1968 mit einer Dissertation über synthetische Halbleiter zum Dr.-Ing promoviert wurde.[3]

1968 wurde Baitinger Entwicklungsingenieur der IBM Deutschland GmbH im Bereich Entwicklung und Forschung in den IBM Laboratorien Böblingen, Poughkeepsie, La Gaude, Essonnes und Rüschlikon. Er entwickelte digitale Speicher und Mikroprozessoren in Silizium-Technologie, wurde Mitautor zahlreicher in Europa bzw. USA erteilter Patente und mit mehreren IBM Awards ausgezeichnet.[4]

1981 erhielt Baitinger einen Ruf als Ordinarius für Nachrichtenverarbeitung an die Universität Karlsruhe. Er übernahm die Leitung des gleichnamigen, von Karl Steinbuch gegründeten Instituts, das er in Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) umbenannte. Er nahm seinen Kollegen Hans Martin Lipp in eine kollegiale Institutsleitung auf.

Im Jahr 1989 folgte Baitinger einem Ruf auf den Lehrstuhl Integrierter Systementwurf im neu gegründeten Institut für Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner (IPVR, heute IPVS) der damaligen Fakultät für Informatik der Universität Stuttgart. 1992–93 war er Dekan der genannten Fakultät und 2000–02 Studiendekan des Studiengangs Informatik. Bis zu seiner Pensionierung 2003 war er mehrfach Geschäftsführender Direktor des IPVR/IPVS, zuletzt in der heutigen Fakultät Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität Stuttgart.

Forschung und Lehre

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Utz Baitinger befasste sich mit der Entwurfsautomatisierung digitaler Schaltungen und Systeme. Zusammen mit den Karlsruher Professoren Hans Martin Lipp, Dieter Mlynski und Karl Reiss führte er das Projekt Modulares Entwurfssystem für Gate-Arrays durch, das vom Bundesministerium für Forschung und Technologie und vom Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg finanziell gefördert wurde.[5]

In der Lehre schuf Utz Baitinger, neben anderen Lehrveranstaltungen an den Universitäten Karlsruhe und Stuttgart, schon 1983 die Vorlesung Grundlagen der Digitaltechnik, die er bis 1990 als Pflichtfach im Grundstudium der Elektrotechnik veranstaltete. Er war nebenberuflich Gastdozent am IBM European Systems Research Institute (ESRI), erst in Genf, dann in Brüssel mit Vorlesungen über Mikroprogrammierung.[6] Er hielt nicht nur zahlreiche Fachvorträge auf internationalen Tagungen, er wurde auch mehrfach eingeladen, für ein breiteres Publikum gedachte Festvorträge bei Universitäten, wissenschaftlichen Organisationen und Industriefirmen zu halten.

  • Utz Baitinger: Schaltkreistechnologien für digitale Rechenanlagen, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York (1973), ISBN 3-11-003697-5
  • Rolf Remshardt, Utz Baitinger: A High Performance Low Power 2048-bit Memory Chip in MOSFET Technology and Its Application, IEEE Journal of Solid-State Circuits, Vol. SC-11, No. 3 (Jun. 1976) p. 352–359. Reprinted in: Walter E. Proebster (Hrsg.), Digital Memory and Storage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig (1978)
  • Utz Baitinger: Die neuen Technologien erfordern auch neue Strukturen, Badische Neueste Nachrichten (9. Februar 1985)
  • Utz Baitinger: Mikroelektronik und Informationstechnik – wissenschaftliche Voraussetzungen der zweiten industriellen Revolution, Jahresbericht 1984/85 und Festvortrag der Universität Karlsruhe (7. Dezember 1985) Seite 37–66
  • Utz G. Baitinger, Hans M. Lipp, Dieter A. Mlynski, Karl Reiss: MEGA : Ein modulares Entwurfssystem für Gate-Arrays, VDI-Verlag, Düsseldorf (1987), ISBN 3-18-146509-7
  • Utz Baitinger (technischer Berater): Der größte und langsamste Computer der Welt, Lehrfilm der IBM Deutschland GmbH, IBM Report Nr. 7 (1987) Seite 18–19; Tages-Anzeiger Zürich (13. März 1987) Seite 17; BUNTE Journal Elektronik (1987) Seite 109–118
  • Utz Baitinger: Mikroelektronik und Informationstechnik – das Mittel und die Mitteilung, Alexander von Humboldt-Stiftung, Mitteilungen Heft 50 (1987) Seite 15–24; Naturwissenschaftliche Rundschau 41/6 (1988) Seite 228–236

Einzelnachweise

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  1. Rolf Remshardt, Utz Baitinger: A High Performance Low Power 2048-bit Memory Chip in MOS FET Technology and Its Application, IEEE Journal of Solid-State Circuits, Vol. SC-11, No. 3 (Jun. 1976) p. 352–359
  2. vulgo: "Riesling-Chip" (aus Baden-Württemberg stammend)
  3. Utz Baitinger: Über die elektrischen Eigenschaften plastisch gebogener Indiumantimonid-Einkristalle, Dissertation an der Universität Stuttgart (1968)
  4. 1st-4th IBM Invention Achievement Awards (1971–1977), IBM Outstanding Contribution Award for Integrated Circuit Technology Textbook (1973), IBM Outstanding Innovation Award for Microcode Simulation Model for E-Machine (1976)
  5. Utz G. Baitinger, Hans M. Lipp, Dieter A. Mlynski, Karl Reiss: MEGA : Ein modulares Entwurfssystem für Gate-Arrays, VDI-Verlag, Düsseldorf (1987)
  6. Utz Baitinger: Mikroprogrammierung - eine Methode zur Implementierung von Systemarchitekturen, IBM Nachrichten 246 (1979) Seite 51–56