Veilhof
Veilhof Statistischer Bezirk 27 Kreisfreie Stadt Nürnberg
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Koordinaten: | 49° 27′ N, 11° 6′ O |
Höhe: | 329–339 m ü. NHN |
Fläche: | 1,09 km² |
Einwohner: | 11.720 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 10.752 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1899 |
Postleitzahl: | 90489 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage von Veilhof in Nürnberg
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Bismarckschule Bismarckstraße 20
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Veilhof ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Nürnberg. Es bildet den Statistischen Bezirk 27. Veilhof zählte am 31. Dezember 1997 11.185 Einwohner.[2]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Veilhof liegt im Osten von Wöhrd. Der Statistische Bezirk hat Anteile an den Gemarkungen 3419 Gärten bei Wöhrd, 3458 Rennweg, 3464 Schoppershof und 3478 Wöhrd.[3][4]
Statistische Nachbarbezirke | |||||||||
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Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Veilhof ist aus einer Saigerhütte östlich des Nürnberger Stadtteils Wöhrd entstanden. Im 18. Jahrhundert bestand er aus dem Herrensitz Oberveilhof mit einer Pulvermühle und dem östlich an der Pegnitz gelegenen unteren Veilhof.[2]
Mitte des 15. Jahrhunderts war der Veilhof von Wilhelm Rummel an Herdegen Tucher gelangt, der dort seit etwa 1460 eine Saigerhütte zur Gewinnung von Silber aus Kupfererzen betrieb.[5] Wegen des enorm hohen Holzverbrauchs musste sie wie alle anderen im Nürnberger Gebiet ihren Betrieb 1469 einstellen. Herdegens Enkelin Helena Tucher brachte den Veilhof durch ihre Heirat 1513 ihrem Mann Christoph Kreß zu. Der Hof war um 1500 zu einem Festen Haus ausgebaut. Nach der Zerstörung des „burgerssytzles“ und der etwas hangabwärts an der Pegnitz gelegenen, 1507 errichteten Pulvermühle im Zweiten Markgrafenkrieg am 18. Mai 1552 wurde vermutlich bald wieder ein Neubau errichtet, der auf dem Nürnberger Rundprospekt von 1577/81 dargestellt ist. Als Besitzer folgten die Herel, 1621 die Imhoff. Ein Kupferstich von Johann Ulrich Krauß nach einer Vorlage von Johann Andreas Graff zeigt den Oberveilhof 1688 von der Westseite als repräsentatives zweigeschossiges Satteldachgebäude. Eine Federzeichnung um 1698 überliefert dagegen die Ansicht der Süd- und Ostseite sowie des Treppenturms noch mit Sichtfachwerk und nachträglich aufgesetzten Eckerkern. Jakob Christoph Joachim Imhoff (1754–1820) machte 1802 Konkurs. 1805 folgten die Brüder Martin Wilhelm und Johann Philipp von Neu. Vermutlich in den 1830er Jahren brannte das Herrenhaus ab.
Im 18. Jahrhundert gab es am Ort drei Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Grundherren in Oberveilhof waren das Zinsmeisteramt der Reichsstadt Nürnberg (1 Pulvermühle) und der Bürger Neu (1 Herrensitz). In Unterveilhof war Neu alleiniger Grundherr (1 Gut, 2 Häuser).[6]
Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Erlangen. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurden Ober- und Unterveilhof dem 1813 gebildeten Steuerdistrikt Erlenstegen und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Erlenstegen zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurden Ober- und Unterveilhof in die neu gebildete Ruralgemeinde Rennweg umgemeindet. Mit der Eingliederung des Ortes Rennweg in die Stadt Nürnberg im Jahr 1865 hieß die Ruralgemeinde Schoppershof. 1899 wurde diese nach Nürnberg eingemeindet.[7]
Der frühere Leiter der Zeltnerschen Ultramarinfabrik, Thomas Leykauf, gründete mit einem Kompagnon auf dem Veilhof-Gelände 1841 eine Fabrik für Türkisch-Rot, die jedoch bereits 1854 ihren Betrieb einstellte. 1863 erwarb die 1824 von Karl von Raumer gegründete private Erziehungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder, die bereits seit 1849 im so genannten Gürschingschen Garten untergebracht war, den Herrensitz und richtete in einem ehemaligen Manufakturgebäude das „Rettungshaus Veilhof“ ein. Nachdem dieses Bauwerk zu klein geworden war und den hygienischen Anforderungen nicht mehr entsprach, wurde es abgebrochen und 1902 durch einen Neubau ersetzt, der nach der Verlegung der Erziehungsanstalt nach Hilpoltstein 1922 von der evangelisch-lutherischen Landeskirche erworben und für ihr Predigerseminar genutzt wurde. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde er 1948/52 verändert wiederhergestellt. Auf dem zugehörigen Gelände ist seit 1956 außerdem das Landeskirchliche Archiv untergebracht.[2]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oberveilhof
Jahr | 1818 | 1824 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 |
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Einwohner | 44 * | 60 * | 28 | 46 * | 18 | 78 |
Häuser[8] | 13 * | 7 * | 4 | 5 | ||
Quelle | [9] | [7] | [10] | [11] | [12] | [13] |
- Unterveilhof
Jahr | 1818 | 1824 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 |
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Einwohner | 44 * | 60 * | 29 | 46 * | 115 | 152 |
Häuser[8] | 13 * | 7 * | 3 | 12 | ||
Quelle | [9] | [7] | [10] | [11] | [12] | [13] |
Baudenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eisenbahnbrücke Veilhof
- Riehlstraße 4: Mietshaus
- Veilhofstraße 34: Sebastian-Spital
- Veilhofstraße 38: Krankenhausbau zum Sebastian-Spital gehörig
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Jobst (Nürnberg) gepfarrt.[6]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stadtteil liegt an der Nordseite des Wöhrder Sees. Zur Zeit (2012) entsteht zwischen Predigerseminar und Zentralfinanzamt ein Neubau des Landeskirchlichen Archivs der Lutherischen Kirche Bayern. An die Grundstücke der Kirche schließen sich die Feuerwache, die Musikhochschule sowie das Sebastiansspital an.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Kaspar Bundschuh: Veilhof. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 5 (Digitalisat).
- Wiltrud Fischer-Pache: Veilhof. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 1129–1130 (online).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 157 (Digitalisat). Ebd. S. 181 (Digitalisat). Ebd. S. 242–243 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Veilhof. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 537 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bezirksdatenblatt Nürnberg – Statistischer Bezirk 27 Veilhof, Stand 2021 (PDF; circa 120 kB)
- Oberveilhof in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Unterveilhof in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Veilhof im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ a b c W. Fischer-Pache: Veilhof, S. 1129f.
- ↑ Stadtplandienst Nürnberg
- ↑ Veilhof im BayernAtlas
- ↑ Geschichte und Zitate im Folgenden nach: Giersch/Schlunk/von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 157 und 181.
- ↑ a b c H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 242f.
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 und 1824 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 und 1885 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 97 (Digitalisat).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 212 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1066, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1231, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1165–1166 (Digitalisat).