Zentralinstitut für Literaturgeschichte
Das Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR (ZIL) war ein Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin. Es bestand von 1969 bis 1991. Aus dem Zentralinstitut ging das 1996 gegründete Zentrum für Literaturforschung (ZfL) hervor.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ZIL ging im Zuge einer Reform der Akademie der Wissenschaften aus dem Institut für deutsche Sprache und Literatur hervor.[1] Der Institutssitz war zunächst in der Otto-Nuschke-Straße 22/23 (heute Jägerstraße) in Mitte, dem heutigen Gebäude der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 1983 zog das Institut zusammen mit den gesellschaftswissenschaftlichen Instituten in einen Plattenbau in der Prenzlauer Promenade 149–152 in Pankow, der heute als Atelierhaus genutzt wird.[2] Erster Direktor des Instituts war Werner Mittenzwei, anschließend der Slawist Gerhard Ziegengeist, der die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1977 öffentlich befürwortete.[3] Von 1981 bis 1990 war der Romanist Manfred Naumann Institutsdirektor.[4] Im Zentralinstitut entstanden zahlreiche Werkausgaben und Enzyklopädien. Unter Karlheinz Barck wurde ab 1985 das Wörterbuch Ästhetische Grundbegriffe vorbereitet,[5] das ab 2000 erschien.
Nach der Wende wurde das ZIL 1991 aufgelöst. Von 1992 bis 1996 wurde die Arbeit des Zentralinstituts im Forschungsschwerpunkt Literaturforschung innerhalb der von der Max-Planck-Gesellschaft betreuten Förderungsgesellschaft Wissenschaftliche Neuvorhaben unter Leitung von Eberhard Lämmert fortgeführt. Daraus entstand das Zentrum für Literaturforschung (ZfL, seit 2019 Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung), dessen Gründungsdirektor Lämmert von 1996 bis 1999 war. Nach der Auflösung des ZIL ging die Bibliothek in den Bestand des ZfL über.
Bekannte Mitarbeiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerd Adloff (* 1952), Lyriker
- Werner Bahner (1927–2019), Romanist
- Karlheinz Barck (1927–2012), Romanist
- Simone Barck (1944–2007), Historikerin
- Petra Boden (* 1954), Germanistin
- Ganna-Maria Braungardt (* 1956), Übersetzerin
- Eberhard Dieckmann (1932–2021), Slawist
- Anton Hiersche (* 1934), Slawist
- Karlheinz Kasper (* 1933), Slawist
- Hans Kaufmann (1926–2000), Germanist
- Leonore Krenzlin (* 1934), Germanistin
- Kurt Krolop (1930–2016), Germanist
- Klaus Michael (* 1959), Germanist
- Fritz Mierau (1934–2018), Slawist
- Werner Mittenzwei (1927–2014), Theaterwissenschaftler
- Ernst Müller (* 1957), Philosoph
- Manfred Naumann (1925–2014), Romanist
- Matthias Oehme (* 1954), Verleger
- Ingrid Pepperle (* 1935), Germanistin
- Henri Poschmann (1932–2022), Germanist
- Ludwig Richter (1934–2022), Slawist
- Rainer Rosenberg (1936–2021), Germanist
- Brigitte Sändig (* 1944), Romanistin
- Dieter Schiller (* 1933), Germanist
- Dieter Schlenstedt (1932–2012), Germanist
- Silvia Schlenstedt (1931–2011), Germanistin
- Ilse Seehase (1930–2001), Slawistin und Übersetzerin
- Björn Seidel-Dreffke (* 1963), Slawist, Übersetzer
- Ilja Seifert (1951–2022), Politiker
- Klaus Städtke (* 1934), Slawist
- Hans-Günther Thalheim (1924–2018), Germanist
- Wolfgang Thierse (* 1943), Politiker
- Nyota Thun (1925–2021), Slawistin
- Franziska Thun-Hohenstein (* 1951), Slawistin
- Robert Weimann (1928–2019), Anglist
- Thomas Wohlfahrt (* 1956), Schriftsteller
- Gerhard Ziegengeist (1927–2005),[6] Slawist
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Petra Boden, Dorothea Böck (Hg.): Modernisierung ohne Moderne. Das Zentralinstitut für Literaturgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR (1969–1991), Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2004.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jana Lubasch, Halina Hackert, Ruth Hübner: »Umwuchtungen«. DIE WECHSELVOLLE GESCHICHTE DER ZfL-BIBLIOTHEK – ZfL BLOG. Abgerufen am 13. Mai 2020 (deutsch).
- ↑ Prenzlauer Promenade 149-152 | openBerlin e.V. Abgerufen am 13. Mai 2020.
- ↑ DDR-KULTURPOLITIK : Langer Atem - DER SPIEGEL 17/1977. Abgerufen am 15. Juli 2020.
- ↑ Nachruf auf Manfred Naumann (1925 – 2014) von Wolfgang Klein. Abgerufen am 18. Mai 2020.
- ↑ Barck, Karlheinz, Martin Fontius, and Wolfgang Thierse: „HISTORISCHES WÖRTERBUCH ÄSTHETISCHER GRUNDBEGRIFFE“, in: Archiv Für Begriffsgeschichte 32 (1989): 7–33, www.jstor.org/stable/24362753.
- ↑ Zeitschrift der Varnhagen Gesellschaft 16. Abgerufen am 15. Juli 2020.