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„Nur keck!“

Aus Wikipedia
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn.
Daten
Titl: „Nur keck!“
Goddung: Posse mit Gesang in Drey Acten
Originalsproch: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Literarische Voarlog: London Assurance von Dion Boucicault
Musi: Hans Lang (1943)
Eascheinungsjoar: 1855
Uaauffiahrung: 2. Juli 1943
Oat vo da Uaauffiahrung: Burgtheater in Wean
Oat und Zeid vo da Handlung: Die Handlung spielt anfangs in Graufalters Wohnung in einer großen Stadt, dann auf einem, ein Paar Eisenbahnstunden davon entfernten, vom Oberforstmeister Holzstamm bewohnten Jagdschloß und währt Zwey Tage
Personen
  • Herr von Graufalter, Kapitalist[1]
  • Heinrich Still, sein Neffe
  • Oberforstmeister von Holzstamm
  • Anna, dessen Tochter
  • Herr von Wollberger, Fabricks- und Gutsbesitzer, Millionär
  • Amalie, seine Frau
  • Fräulein von Jahrzahl
  • Ida, ihre Ziehtochter
  • Federkleks, Rentschreiber[2] in Wollberger's Diensten
  • Philippine, seine Frau
  • Stegreif
  • Gutmann, Chirurg[3]
  • Hantig[4], Wechselagent[5]
  • Anton, Graufalter's Diener
  • Frau Sorgner, Graufalter's Wirthschafterin
  • Margreth, Magd bei Federkleks

„Nur keck!“ is a Posse mit Gesang in Drey Acten vo Johann Nestroy. Des Stückl is 1855 vafåsst und zum Nestroy seine Lebzeit'n nia aufg'füaht wua'n. Es woa des easchte Weak, des wås a nåch'n Tod vom Direkta Carl Carl ois dem sei Nåchfoiga ois Direkta vom Carltheata g'schrieb'n håt.

De Uarauffüahrung woa'r eascht aum 2. Juli 1943 im Weana Burgtheater.

Z'weg'n ana Testamentsbestimmung üwa'r a Mülleaun[6] soi'n da Herr von Graufalter de Anna, de junge Tochta vom Holzstamm, und sei Neffe Heinrich des öitare Fräulein von Jahrzahl heirat'n, damit's de Eabschåft autret'n kennan. Da Holzstamm, davau wenich begeistat, mechtat anaseits de Anna und in Graufalter üwazeich'n, dass de Vabindung nua schlecht ausgeh'n kau, aundraseits bitt' a'r in Federkleks und den sei Gattin Philippine – olle zwaa eb'nfois mit an groß'n Oitasuntaschied – dass a deshoib unglicklich's Paarl doastöi'n soi'n. Tatsächli wiad des G'spüi von de zwaa Eheleit imma echta, wia da Federkleks feststöit:

„Das fangt mir an, in d’Nasen z’geh’n, bey mir schwankt’s schon curios zwischen Comödi und Natur.“ (I. Act, 12te Scene)[7]

Kompliziat wiad'ss, wia si da Graufalter in Wollberger sei Gattin Amalie vaschaugt und da Heinrich in de Anna. Da ollaweu schlågfeatiche Stegreif – ea gibt si söwa de Professeaun „eines gesellschaftlichen Aufmischers, eines gewaltsamen Fröhlichkeitsverbreiters“ – bemüht si g'schickt, de vawoataglte G'schicht zum kläa'n. Es gelingt eahm, in Federkleks und de Philippine duach a vuateischt's G'spenstag'spüi wieda zum vasöhna, dem Fräulein von Jahrzahl zum beibringa, dass da Heinrich net da Richtiche füa sie warat, und den aa no mit da Anna zum z'saummbringa. Söwa üwarumpet a mit seina Frechheit de vadutzte Ida und kaunn's daduach erowa'n. Da Holzstamm bringt's auf'n Punkt, wia'r a zum Stegreif sågt:

„Sie sind ein keker Patron!“ (III. Act, 22ste Scene)[8]

Weaksg'schicht'

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Ois easchte Auregung zum Thema, wia'r in Nestroy seine Notiz'n zum entnehma is, muass des 1653 in Lyon uaraufg'füahte Lustg'spüi L’Étourdi ou Les Contretemps („Der Tollpatsch oder die Rückschläge“) vom Molière (1622–1673) g'sehg'n wea'n. De Hauptvualåg is olladings des Lustg'spüi London Assurance[9] („Londoner Selbstsicherheit“, vom Nestroy mit „Londoner Unverschämtheit“ üwasetzt) vom Dion Boucicault (1820/1822–1890) göit'n, des wås sei Easchtauffüahrung aum 4. März 1841 im Londona Theatre Royal Covent Garden g'håb håt, dem, heuitich'n Royal Opera House.[10]

In da Vualåg woa'r a recht spöttische Ausanaundasetzung mit da Frau'nemanzepazeaun drin, de håt da Nestroy daunn olladings g'strich'n (de Amalie is z'eascht ois Em[a)nc[i]p[ierte] im Peasaunanvazeichnis g'füaht wua'n, iah'n endgüitich'n Nauman håt's eascht späda kriagt). Ironische Vaweis' auf de laungsauman Diplomat'n in de daumålich'n Fried'nsvahaundlungan z'wengan Krimkriag[11]] (1853–1856), de wo 1855 aug'faungt und bis 1856 dauat hau'm, im 2. und 3. Akt woa'n füa's seinazeitiche Publekum vaständli, san owa heutz'tågs nimma zum vasteh'n:

Federkleks: „Es is merkwürdig, was auf einmahl für ein Geist is, seit ich mit einem Diplomaten in Berührung gekommen bin.“ (II. Act, 4te Scene)[12]

Obwoi da Nestroy nåch'n Carl Carl sein Tod ois neucha Theatadirekta vom Carltheater freie Haund füa de Auffüahrung g'håbt hättat, is des Weak net g'spüit wua'n und bis in's 20. Joahrhundat unbekaunnt blieb'n. Eascht 1908 håt da Otto Rommel in da Neuen Freien Presse g'schrieb'n[13], bei da Sichtung vom Nestroy sein Nåchlåss hättat a „zwei vollständig ausgearbeitete, von Nestroy eigenhändig ins Reine geschriebene Stücke“ (Zitat) entdeckt – Genius, Schuster und Marqueur und „Nur keck!“. Da Druck vom gaunz'n Text woa'r in 39 Presse-Moag'nbladln vom 28. August bis zum 13. Oktoba 1921 (Nr. 20473–20519) zum Les'n. De Uarauffüahrung håt daunn in ana stoak beoawat'n Veaseaun eascht aum 2. Juli 1943 im Weana Burgtheater ståttg'fund'n, de Musi dazua woa vom Komponist'n Hans Lang.[14] Insgesaumt 355-moi is „Nur keck!“ in da Spüizeit 1943/1944 bråcht wua'n.

Da Nestroy håt bei de Vuabereitungan zu dem Stückl füa si söwa de Roi'n vom Federkleks, füa'n Karl Treumann den Stegreif, füa'n Wenzel Scholz den Herrn von Graufalter und füa'n Alois Grois den Herrn von Wollberger vuag'sech'n g'håbt.

In Nestroy sei eig'nhändich's Manuskript von da Reinschrift[15] is no vuahaund'n, eb'nso aundare Haundschrift'n füa vaschiedane Zeit'n von da Vuaroawat. Des easchte davau, a Entwurfs-Tabelle, tragt den Tit'l Unverschämtheit[16], de Studiennotizen wea'n mit Familienpact[17] üwaschrieb'n, a Szenar mit Gewagte Mittel[18], eb'nso des Ausführliche Programm[19]. Duach soichane Entwüaf' und weidare vuahaundane Ändarungsnotiz'n kaunn da Åblauf von da Weaksg'schicht' recht genau nåchvoizog'n wea'n. Ohg'schloss'n oda eha ohbroch'n san olle de Beoawatungan vamutlich im Novemba 1855 wua'n. Aundare vom Nestroy üwalegte Tit'ln woa'n (nåch an Konzept): Amor und Hymen im Testamentskonflikte, Verrückte Folgen des verrückten Testamentes, Verrückte Verrückungen verrückter Pläne, Der kecke Patron, Liebestorheiten in allen Farben, Hetzjagd im Liebesrevier, Verrücktes Volk, Offensive und Defensive, Verliebte und ihre Alliierten, Herzensbelagerungen und Liebesscharmützel.[20]

De vuag'sechanan Couplets und de dazua g'hörich'n Monolog' san net ausg'füaht wua'n, nua de Text' füa maunche Quodlibets[21] san vuahaund'n, drum gibt's aa ka zeitgenössische Partetua.

Spätare Fåchkritik

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Nåch'n W. Edgar Yates weis'n de vom Nestroy söwa g'setzt'n Auführungszeich'n im Tit'l drauf hi, dass „Nur keck!“ (aa „Nur kek!“ g'schrieb'n) uasprüngli von eahm ois im Stückl dauand wiedahoit's Zitat von da Hauptfigua Steigreif (dea wo uasprüngli Keck oda Kek hass'n soittat) gedåcht woa.

Da Rommel maant, dass des Weak zu dene „Schauspielstücken der letzten [Schaffens-]Periode“ (Zitat) zum dazuarechna warat, es hättat, genau a so ois wia Theaterg’schichten (1854) und Umsonst! (1857),

„keinen anderen Zweck, als Nestroy und Treumann Gelegenheit zu geben, sich in möglichst viel verschiedenen Rollen zu zeigen.“

Da Scholz hättat dabei imma'r a meistn's „statische“ Roi'n zuag'wies'n kriagt. Aa weist da Rommel drauf hi, dass' in „Nur keck!“ kanalei Lokäukolorit geb'n tuat.[20]

  • Otto Rommel: Nestroys Werke, Auswahl in zwei Teilen, Goldene Klassiker-Bibliothek, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1908.
  • Fritz Brukner/Otto Rommel: Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, vierzehnter Band, Verlag von Anton Schroll & Co., Wien 1930.
  • Helmut Ahrens: Bis zum Lorbeer versteig ich mich nicht. Johann Nestroy, sein Leben. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0389-0; S. 343.
  • W. Edgar Yates (Hrsg.): Johann Nestroy; Stücke 34. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Jugend und Volk, Wien/München 1989, ISBN 3-224-16907-9.
  1. zua daumålich'n Zeit is jemaund ois Kapetalist bezeichn't wua'n, dea wo von de Zins'n von sein Kapitals g'lebt håt und kana Beschäftichung nåchgaunga is
  2. Rentschreiber = Buachhoita im Rentaumt, da Vawoitung von de grundheaschåftlich'n Einnauhman
  3. Chirurg = zua daumålich'n Zeit a Wundoazt
  4. hantig = bair.-österr. füa streng, resolut, unfreindlich
  5. Wechselagent = doda sovüi ois wia'r a Schuid'n-Eitreiwa
  6. es wiad zwoa'r im Stückl net g'naunnt, g'maant is owa woahscheinli da Guid'n
  7. W. Edgar Yates: Johann Nestroy; Stücke 34. S. 24.
  8. W. Edgar Yates: Johann Nestroy; Stücke 34. S. 111.
  9. gleichzeitich woa des da Nauman von ana bekaunnt'n englisch'n Vasicharungsaunstoit'n, gegründ't im 18. Joahrhundat
  10. Inhoitsaugåb in W. Edgar Yates: Johann Nestroy; Stücke 34. S. 121–124.
  11. schaug bei Krimkrieg
  12. W. Edgar Yates: Johann Nestroy; Stücke 34. S. 49.
  13. Neue Freie Presse vom 30. August 1908, Nr. 15813
  14. Kritik im Neuen Wiener Tagblatt aum 4. Juli 1943, Nr. 182
  15. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.737.
  16. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.456.
  17. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.434.
  18. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 33.433.
  19. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 136.994.
  20. 20,0 20,1 Otto Rommel: Nestroys Werke, Erster Teil, S. LXXXII–LXXXIII; sowie Fußnote 2.
  21. Quodlibet = Z'saummstöllung vo beliebte Szenan und Roi'n aus bekaunnte Stückln im Oid-Weana Voikstheata