Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte
Der Artikl is im Dialekt Weanarisch gschriem worn. |
Daten | |
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Titl: | Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte |
Originaltitl: | Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte nebst Vorspiel Die dramatischen Zimmerherrn |
Goddung: | Quodlibet in 3 Abtheilungen mit Vorspiel |
Originalsproch: | Deutsch |
Autor: | Johann Nestroy |
Eascheinungsjoar: | 1843 |
Uaauffiahrung: | 12. Ma 1843 |
Oat vo da Uaauffiahrung: | Theater an der Wien in Wean |
Oat und Zeid vo da Handlung: | Vorspiel: Die Bühne stellt ein ärmlich möbliertes Zimmer im Hause des Webers vor, eine Mittelthüre, links eine Seitenthüre, im Hintergrunde rechts eine Treppe, die zur Bodenkammer führt |
Personen | |
Im Vorspiel „Die dramatischen Zimmerherrn“
Im „Quodlibet im gothischen Style mit chinesischen Emblemen“
Mandarine, Chineser und Chineserinnen, Ritter |
Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte nebst Vorspiel Die dramatischen Zimmerherrn is a Quodlibet[2] vo vaschiedane umg'schriebanan klassische Szenan mit an eig'ns dafüa vom Johann Nestroy vafåsst'n Vorspiel in einem Acte. Vom Quodlibet söwa is nua da easchte Teu eahoit'n blieb'n: Quodlibet in gothischem Style mit chinesischen Emblemen; da Text von de zwaa aundan Teu is nimma zum auffind'n. De Easchtauffüahrung aum 12. Mai 1843 is a „Benefiz-Vuastöllung“ füa'n Dichta söwa g'wes'n.
Da Nestroy håt des Weak in an Untatit'l ois Scenen- und Personen- Durcheinander aus mehreren Stücken. In 3 Abtheilungen, nebst einem Vorspiele in 1 Akt: Die dramatischen Zimmerherrn bezeichn't. Es san kane Musi- oder G'saungsnumman drin vuahaund'n.
Zu de vom Nestroy vafåsst'n aundan Vuag'spüla schaug bei Dramatische Quodlibets von Johann Nestroy.
Inhoit
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]„Das Vorspiel Die dramatischen Zimmerherrn“
Da Lorbeerstamm und da Puff bewauhnan mianaund' a Zimma beim Weber Schiffl, wo's eahnare Roi'n studia'n, da Lorbeerstamm de vom Dunois aus'n Friedrich Schiller seina „Jungfrau von Orleans“, da Puff de vom Lorenz aus'n Nestroy seina „Verhängnisvollen Faschingsnacht“. Duach's ohwechslate Textrezetia'n entsteht a komischa Dialog. De Hausfrau Susanne schätzt in Puff net, obwoi dea de Miet'n pünktli zoiht, im Geg'nsåtz zum Lorbeerstamm, bei dem's aus Sympathie imma drauf vazicht't, dass' eahm zua Zåhlung drängt.
- Puff: „Versteht sich. Ich zahl' meinen Zins.“
- Lorbeerstamm: „Und mir schenkt ihn die Hausfrau; das ist dasselbe.“
- Puff: „Ja, in schmutziger[3] Form.“[4]
Da Schiffl, da Gatte von da Susanne, zagt denan Mieta'n geg'nüwa genau de entgeg'n g'setzte Eistöllung. Da beleidichte Lorbeerstamm wü nia wieda mit an Komika z'saumman auf da Bühne steh'n. Drum bitt' da Schiffl den Dichta Dürr, füa 30 Guid'n[5] a „Quodlibet aus alten Sachen für das hiesige Theater“ z'saumma zum stöi'n, wo aum Schluss „der ernsthafte Held mit die G’spaßmacher z’sammkommt“.
„1. Abtheilung: Quodlibet in gothischem Style mit chinesischen Emblemen“
Da Steffel und da Hanns weaf'n beim Eisenhammer[6] den Ritta, dea wo trotz eahnare Woanungan ois a Pfeif'nrauchata dahea kummt, in' Glühof'n eine. De Johanna d’Arc vaweigat si dem Don Juan[7] und schwöat, dass' nia heirat'n wiad.[8] In Madrid vahöat da Heazog von Alba[9] in Käsperle, dea wo behaupt't, auf an „Müllnerlöwen“[10] duach de Luft g'flog'n und im Schloss gelaundet zum sei. Da Käsperle stöit si dem Philipp[11] ois Marquis von Posa vua. A Herold üwabringt in Philipp de Nåchricht, sei Sohn, da Carlos[12], hättat si in de Prinzessin Turandot[13] valiabt und jetzt'n miassat a er drei Räts'ln auflös'n, sunst'n wiad eahm da Kopf ohg'schlåg'n. Da Philipp schickt in Käsperle ois Hüif', de Turandot stöit de drei Räts'ln, de wo da Carlos net lös'n kau, da Käsperle owa håt kane Problem' damit:
- „Warum nicht gar, aber das is wahr, für einen Spanier is das eine Aufgab', die an Unmöglichkeit grenzt. Für einen Wiener ist es eine Kinderei.“[14]
„2.Abtheilung: Quodlibet im Rococo-Style“ und „3. Abtheilung: Quodlibet im modernen Style“
De Text'n und Inhoitsaugåb'n von da 2. und 3. Abtheilung san net üwaliefat, es gibt nua'r a Peasonanvazeichnis (schaug im Kapit'l „im Netz“).
Weaksg'schicht'
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Unta Zeitdruck – nämli scho zehn Täg' nåch ana Auffüahrung von Liebesgeschichten und Heurathssachen – håt da Nestroy in nua weniche Tåg zum Aufaung Mai 1843 des Quodlibet saumt Vuag'spüi niedag'schrieb'n, wobei's a biss'l leichta woa, weu von eahm dazua scho vuahaundane Parodien vawendt wua'n san. Wia'r imma bei Quodlibets woa da'r anzige Grund dafüa, de Doastöllungs- und Vawaundlungskunst von de Schauspüla in bekaunnte und gean g'sechane Szenan und Roi'n zum zag'n. Des is vom Nestroy im Vuag'spüi aa deitlich aug'sproch'n wua'n, wo'r a wiedar amoi sei Freid aum „Theater im Theater“ zeig'n håt kenna. Zu dera Zeit håt si olladings des Quodlibets scho ziemli üwalebt g'håbt, so dass – ohgesech'n von dera Benefizvuastöllung mit große Einnauhman füa'n Dichta – des Publekumsintaresse schwåch woa; des Weak håt drum aa nua via Vuastöllungan z'saummbråcht. Nua des Vuag'spüi is im August von dem Joahr no amoi füa's Quodlibet Alles zum Lachen vom Alois Grois vawend't wua'n.
In an Briaf vom 1. Mai 1843 håt da Nestroy sein Kolleg'n Wenzel Scholz bitt', dass dea'r a „Dankrede für ein Quodlibet, welches ich zusammenstelle“ vafåss'n soittat, de wo ois Dialog voag'sech'n woa:
- „Du wolltest nehmlich wier sollten beyde, Du und ich, jeder immer nur Ein Wort sagen […]“[15]
Des Stückl lebt duach de Geg'nüwastöllung von Höidnspüla und Komika. In de Auffüahrungan håt nåch'n Theatazedl[16] da Nestroy den Weber Schiffl (im Vorspiel), de Jeanne d'Arc, den Käsperle (olle zwaa im gothischen Style), den Guardia[17]-Chef Ferdinand (im Rococo-Style) und den Bajazzo Zögerl (im modernen Style) g'spüit; da Wenzel Scholz den Bedient'n Johann Herzig (im gothischen Style), den Bedient'n Anastasius (im Rococo-Style) und den Strumpfwiaka Leopold Würfel (im modernen Style); da'r Alois Grois woa da Komika Puff (im Vorspiel), da Kaisa Altoum (im gothischen Style), da Stadtmusikus Müller (im Rococo-Style) und da Seutänza Mortaletto (im modernen Style).
Vom Nestroy seina eiganan Haund is nua'r a Manuskript mit'n Schluss von da 6. Szene vom Vuag'spüi eahoit'n blieb'n.[18] De Seit'nnummarierung „12“ lasst vamut'n, dass auf de föhlat'n Seit'n da restliche Text zum find'n woa. Aussadem gibt's an eig'nhändich'n Entwuaf vom Nestroy zum Peasonanvazeichnis[19] und Notiz'n zum Vuag'spüi und zum Quodlibet.[20][21]
Zeidungskritik
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Obwoi da Nestroy auf' Theatazedl aug'meakt g'håbt håt, dass des Quodlibet ausschliaßli füa Benefizvuastöllungan derangiert (z'saummg'stöit) is, håt's bei da zeitgenössisch'n Kritik ka guate Aufnauhm g'fund'n.[22]
In de Sonntagsblätter vom 14. Mai 1834 (S. 461) woa zum les'n:
- „Vorgestern brachte Herr Nestroy ein ‚Quodlibet verschiedener Jahrhunderte, sammt einem neuen Vorspiele‘, von solch trostlos-gemeiner und so ganz spaß- und witzarmer Natur, wie wir es Hrn. Nestroy nimmermehr zugemuthet hätten.“
Der Humorist vom Nestroy-feindlich'n Moritz Gottlieb Saphir håt aum 15. Mai (S. 390) g'schrieb'n:
- „Die idealsten Werke des idealsten deutschen Dichters, Schiller's Tragödien, auf solch' gemeine Weise zu profanieren, seine erhabenen Gebilde in solch' niedrige Vermummung zu stecken, seine himmlische Sprache so in den Koth zu zerren, wie es hier der Fall ist – wir finden keinen genug strengen Ausdruck, um eine solche Verfahrensweise gehörig zu bezeichnen.“
Im Sammler vom 15. Mai (S. 310 f.) is a biss'l weniga schoaf g'uateut wua'n:
- „Dass selbst der reichste Mann nicht immer geben kann, die üppigste Flur nicht immer grünen kann, und dass selbst der fruchtbarste Geist nicht immer Neues und gelungenes Neues schaffen könne, liegt am Tage. […] Aber der Wunsch durch eine neue Einteilung, von der Niemand Rechenschaft geben kann, etwas Originelles in diesen Genre zu schaffen, hat die ganze Pastete verdorben.“
Im Wiener Zuschauer vom 19. Mai (S. 635 f.) is da Nestroy ois „letzte wankende Stütze unserer Lokalposse“ bezeichn't wua'n, dea wo „mehr Achtung vor sich und dem Publikum“ hättat hau'm soi'n.
Literatua
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Jürgen Hein (Hrsg.): Johann Nestroy. Stücke 19. In: Jürgen Hein/Johann Hüttner: Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Jugend und Volk, Wien/ München 1988, ISBN 3-224-16901-X, S. 85–109, 235–259.
im Netz
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Inhoitsaugåb und Peasonanvazeichnis vom Voag'spüi und vom Quodlibet im gotischen Stil mit chinesischen Emblemen, Peasonanvazeichnis vom Quodlibet im Rococo-Stil sowia im modernen Stil auf nestroy.at/nestroy-stuecke/48
Beleg
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- ↑ Käsperle = a Figua aus'n Karl Friedrich Hensler (1759–1825) sein Voiksstückl Die Teufelsmühle am Wienerberg (1801); da Nestroy håt 1825 in Brünn den Käsperle g'spüit
- ↑ Quodlibet = Z'saummstöllung vo beliebte Szenan und Roi'n aus bekaunnte Stückln im Oid-Weana Voikstheata
- ↑ schmutzig =im wienarisch'n Sinn: Schmutzian = Geizhois; Peter Wehle: Sprechen Sie Wienerisch? Verlag Carl Ueberreuther, Wien/ Heidelberg 1980, ISBN 3-8000-3165-5, S. 246.
- ↑ Jürgen Hein: Johann Nestroy. Stücke 19, S. 90.
- ↑ Guid'n = weanarisch füa Gulden
- ↑ schaug bei Der Gang nach dem Eisenhammer
- ↑ schaug bei Don Giovanni
- ↑ in Nestroy sei Vabindung von da Jeanne d'Arc mit'n Don Juan is vamutli duach'n Christian Dietrich Grabbe (1801–1836) sein Don Juan und Faust (1828/29; schaug bei Don Juan und Faust) beeinflusst g'wes'n; da Nestroy håt in ana Veaseaun vom Direkta Carl Carl 1838 in Leporello g'spüit
- ↑ schaug bei Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba (Memento des Originals [1] vom 1. Juni 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Müllnerlöwe = im Hensler seina Teufelsmühle vawaund'lt si a Tisch in an Müllneresel, doda wiad des vom Nestroy parodistisch üwatrieb'n
- ↑ schaug bei Philipp II. (Spanien)
- ↑ schaug bei Carlos
- ↑ schaug bei Turandot (Oper)
- ↑ Jürgen Hein: Johann Nestroy. Stücke 19, S. 109.
- ↑ Jürgen Hein: Johann Nestroy. Stücke 19, S. 236.
- ↑ Faksimile vom Theatazedl in Jürgen Hein: Johann Nestroy. Stücke 19, S. 274.
- ↑ Stadt-Guardia = früachare Stådt-Polezeitrupp'n
- ↑ Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 94.368/b.
- ↑ Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 94.368/a.
- ↑ Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Signatur I.N. 162.924.
- ↑ Faksimiles zu olle Haundschrift'n in Jürgen Hein: Johann Nestroy. Stücke 19, S. 271–273.
- ↑ Jürgen Hein: Johann Nestroy. Stücke 19, S. 240–245.
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