Liste der Stolpersteine in Sizilien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine Gedenktafel in Sesto San Giovanni erinnert auch an Liborio Baldanza

Die Liste der Stolpersteine in Sizilien listet alle Stolpersteine, die in Sizilien verlegt worden sind. Die Stolpersteine liegen in der Regel vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers und erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden im Regelfall von ihm selbst verlegt.

Der erste Stolperstein in dieser Region wurde am 7. April 2019 in Geraci Siculo verlegt.

Verlegte Stolpersteine

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Caltanissetta wurden sechs Stolpersteine an zwei Adressen verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
GIUSEPPE COSTA
GEBOREN 1892
VERHAFTET 29.8.1944
DEPORTIERT
DACHAU
ERMORDET 31.1.1945
Corso Umberto I
Caltanissetta
Giuseppe Costa (1892–1945)
IN CALTANISSETTA LEBTE
ALFONSO GRACI
GEBOREN 1914
DEPORTIERT 1943
DACHAU
ERMORDET 19.3.1944
OERTELSBRUCK-BUCHENWALD
Corso Umberto I
Caltanissetta
Alfonso Graci (1914–1944)
IN CALTANISSETTA LEBTE
LUCIO LACAGNINA
GEBOREN 1911
DEPORTIERT
GUSEN-MAUTHAUSEN
ERMORDET 26.1.1945
Corso Vittorio Emanuele II
Caltanissetta
Lucio Lacagnina (1911–1945)
IN CALTANISSETTA LEBTE
LUCIO PERNACI
GEBOREN 1900
DEPORTIERT
GUSEN-MAUTHAUSEN
ERMORDET 27.6.1944
Corso Vittorio Emanuele II
Caltanissetta
Lucio Pernaci (1900–1944)
IN CALTANISSETTA LEBTE
CARMELO RIZZO
GEBOREN 1913
DEPORTIERT
MITTELBAU-DORA
ERMORDET 13.7.1944
Corso Vittorio Emanuele II
Caltanissetta
Carmelo Rizzo (1913–1944)
IN CALTANISSETTA LEBTE
MICHELE TARANTINO
GEBOREN 1896
DEPORTIERT
GUSEN-MAUTHAUSEN
ERMORDET 2.2.1945
Corso Umberto I
Caltanissetta
Michele Tarantino (1896–1945)

In Geraci Siculo wurde folgender Stolperstein verlegt:

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
LIBORIO BALDANZA
GEBOREN 1899
VERHAFTET 14.3.1944
DEPORTIERT
MAUTHAUSEN
ERMORDET 3.4.1945
HINTERBRÜHL
Via Vento gegenüber Nr. 7
Liborio Baldanza wurde am 2. August 1899 in Geraci Siculo geboren. Mit 16 begann er in der Werft Cantieri Navali Riuniti in Palermo zu arbeiten. Er besuchte zusätzlich die Technische Abendschule. Nach einem Jahr musste er abbrechen, da er zum Wehrdienst einberufen wurde. 1918 wurde er zur Marine eingezogen, wo er 34 Monate diente. Nach seiner Zeit bei der Marine ging er nach Mailand. Dort war er in verschiedenen Firmen tätig. 1925 begann er für die Metallverarbeitungsfirma Ercole Marelli in Sesto San Giovanni zu arbeiten. 1925 verbot Benito Mussolini die Sozialistische Partei und andere antifaschistische Bewegungen, ein Führerkult entstand. Italien wurde zu einer Diktatur. Libero begann seinen antifaschistischen Kampf, traf sich mit Freunden und Kollegen, die seine Ansichten teilten und organisierte Sabotageakte. 1929 heiratete er Anna Perret, die seine Ideale teilte. Sieben Jahre später wurde sein Sohn Dimitri geboren. Baldanza wurde mehrfach auf Grund seiner antifaschistischen Aktivitäten verhaftet. 1931 verlor er deswegen seinen Job bei Ercole Marelli. Er wurde mehrfach vom Sondergerichtshof verurteilt, saß in Gefängnissen in Frankreich und in der Schweiz Haftstrafen ab. 1935 begann er für die Maschinenbaufirma Breda zu arbeiten. 1943 begannen die Fabriken in Sesto San Giovanni zu streiken, auch Fabriken in Mailand und Brianza beteiligen sich schließlich am Streik. Baldanza beteiligte sich. Baldanza organisierte im März 1944 weitere Streiks diese dauerten acht Tage, hunderte Arbeiter wurden festgenommen und deportiert. Am 13. März 1944 wurde auch Baldanza verhaftet. Er wurde zuerst ins Polizeipräsidium nach Mailand gebracht, danach wurde er, wie zahlreiche Mitstreikenden, in ein eigens eingerichtetes Auffanglager nach Bergamo in die Caserma Umberto I gebracht.[1] Von dort wurde er am 17. März 1944 in das KZ Mauthausen deportiert, der Zug kam dort drei Tage später an. Liborio Baldanza befand sich in der Folge unter anderem im KZ Gusen, im KZ-Außenlager Schwechat und im KZ-Außenlager Hinterbrühl. Liborio Baldanza verlor am 3. April 1945 sein Leben auf dem Todesmarsch von Hinterbrühl ins KZ Gusen.

1974 erhielt er von der Gemeinde Sesto San Giovanni die Goldmedaille „per l’impegnata estrema difesa della libertà sostenuta sino al sublime olocausto della vita“ („für höchsten Einsatz bei der Verteidigung der Freiheit bis zum äußersten Opfer des eigenen Lebens“) verliehen.[2]

In Palermo wurden folgende Stolpersteine verlegt:

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER ARBEITETE
LIBORIO BALDANZA
GEBOREN 1899
VERHAFTET 1944
SESTO SAN GIOVANNI
DEPORTIERT
MAUTHAUSEN
ERMORDET 3.4.1945
HINTERBRÜHL
Via S. Guli, 75
Liborio Baldanza, siehe oben.
HIER WOHNTE
MARIA DI GESÚ
GEBOREN 1902
VERHAFTET 1944
PULA
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
BEFREIT
Via Turrisi Colonna, 7
Maria Di Gesù wurde 1902 geboren. Sie wurde 1944 in Pula verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. In den letzten Tagen der NS-Herrschaft wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Sie konnte das NS-Regime überleben und wurde befreit. Danach lebte Maria Di Gesù bis zu ihrem Tod in Palermo.[3][4][5]
  • 7. April 2019: Geraci Siculo[6]
  • 22. Januar 2020: Palermo
  • 27. Januar 2022: Caltanissetta[7]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bergamo. Gedenkorte Europa; abgerufen am 25. Dezember 2019
  2. Liborio Baldanza 1899–1945. Gedenkstaetten.at, Raum der Namen; abgerufen am 25. Dezember 2019
  3. Giornata della memoria, a Palermo tante iniziative per non dimenticare. Quotidiano di Sicilia; abgerufen am 13. März 2020.
  4. Giornata della Memoria, posa di due pietre d’inciampo a Palermo. La Repubblica; abgerufen am 13. März 2020.
  5. Palermo. Pietre d’inciampo in memoria di Liborio Baldanza e Maria Di Gesù. Libertà Sicilia; abgerufen am 13. März 2020.
  6. Per non dimenticare: la pietra d’inciampo per Liborio Baldanza. In: Madonie Press. 5. April 2019, abgerufen am 25. Dezember 2019 (italienisch).
  7. Caltanissetta giovedì poserà le sue prime “pietre d’inciampo” in memoria di 6 deportati nisseni, abgerufen am 1. März 2022